Kein Sex bitte, wir sind Google
Von Bernd Kling am 9. September 2010
Google Instant mag keine Suche nach Sex. Google Scribe will nicht alle Wörter kennen.
Und wer heißt schon Slutsky?
Die neue Suche mit Google Instant ahnt voraus, was der Suchende bei der Texteingabe anstrebt. Aber sie will nicht alles ergänzen und schon gar nicht alle Antworten preisgeben. Das fiel schon während der offiziellen Vorstellung der neuen Turbo-Suche einer Reporterin auf, die zufällig auf den Namen Slutsky hört. Dieser schöne Nachname aber fängt mit slut an.
Es gibt einen Filter in der gestreamten Instant-Suche, bestätigte daraufhin Johanna Wright, Produktmanagerin in der Websuche. Er schließe Begriffe mit pornografischem Zusammenhang aus, da Google Kinder schützen wolle. Damit sperrt Google Instant aber auch zugleich den berühmten russischen Großonkel der nachfragenden Reporterin aus. Er hieß Eugen Slutsky und brachte es in der Geschichte der Mathematik zu großen Ehren, ist Wirtschaftswissenschaftlern durch die nach ihm benannte Slutsky-Gleichung bekannt.
All das, ob unanständig oder wissenschaftlich, ist erst wieder zugänglich, wenn wie bisher gewohnt der gewünschte Text ausgeschrieben und die Eingabe mit dem Klick auf Suchtaste oder Eingabetaste abgeschlossen wird. Der Wissenschaftler Slutsky ist nicht wirklich gelöscht, aber nicht über die neue Echtzeitsuche zu finden.
Könnte er aber nicht wenigstens nach der Eingabe von Slutsk oder spätestens Slutsky auftauchen? Nein, ab dem vierten Buchstaben des Four-Letter-Words ist Ende, keine Ergänzung und keine Suchergebnisse mehr. Darf man das einen Bug nennen? Kein universeller Bug allerdings, denn nach „fuc“ oder „fic“ (was gefiltert wird, ist abhängig von der gewählten Sprache) geht es vielfältig weiter, nur eben nicht mit k. „ficc“ schlägt Begriffe wie „ficcare“ oder „ficus“ vor.
Selbst „shit“ ist Google Instant zu unfein, um mit passenden Suchergebnissen bedacht zu werden. Bei Angabe aller vier Buchstaben weicht Google lieber auf „Shirtinator“ aus, stellt aber immerhin auch „shitstorm“ und „shitkatapult“ zur Wahl.
Google Scribe schreibt nicht alles
Ähnlich gefiltert sind die Vorschläge, die der neue Dienst Google Scribe unterbreitet, in der „Zeit“ bereits als „Schreibhilfe für Diktatoren“ erkannt. Das Programm möchte das Schreiben vereinfachen / beschleunigen / für manche vielleicht überhaupt erst möglich machen, indem es vorschlägt, wie Worte oder Sätze weitergehen. Laut Google holt es Informationen aus bisher Geschriebenem und bietet dazu verwandte Wörter oder Wendungen zum bequemen Einfügen an.
Es ist bisher nur für englischsprachige Texte verfügbar und schlägt ebenfalls nichts vor, was anstößig sein könnte. Selbst wenn es so naheliegt wie bei einem Satz, der mit „I want se …“ beginnt. Da kommen tatsächlich nur „I want see“, „I want serial“ und „I want sell“.
Es empfiehlt sich schon gar nicht, in Scribe einen Satz mit „Sex“ beginnen zu wollen. Nach dem „x“ kommt nichts mehr, nicht einmal ein unschuldiges „Sex sells“.
Google Scribe hilft mit Sicherheit nicht, Bestseller zu schreiben.