Mary Shelley: Google-Grusel-Doodle feiert Frankenstein-Autorin

Von am 30. August 2010  

Mary Shelley zum 213.

Ungewohnt geisterhaft und gespenstisch wirkt Googles Logo heute. Statt leuchtend-fröhlicher Farben und Formen zieht das Doodle in einen düsteren Raum, geprägt von geisterhaften Porträts an den Wänden und einer schattenhaften Figur in der offenen Tür. Es geht um den 213. Geburtstag von Mary Shelley, verrät die Bildbeschreibung.

Die 1797 geborene Autorin schrieb den Roman Frankenstein in der Tradition der gotischen Schauerliteratur (gothic novels) und begründete mit die phantastische Literatur, wie sie sich heute in den Genres Science Fiction und Horror ausprägt. Eine nette Gelegenheit, mich selbst zu zitieren (aus „Unterhaltung. Lexikon zu populären Kultur“, herausgegeben von Georg Seeßlen und mir, erschienen bei Rowohlt und lange vergriffen):

Mary Shelley

Der Roman „Frankenstein oder Der moderne Prometheus“ wurde im März 1818 in England veröffentlicht. Die erste Auflage erfolgte anonym; erst später wurde zum Erstaunen der Kritik bekannt, dass eine Frau, nämlich Mary Wollstonecraft Shelley, das Buch verfasst hatte.

Mary W. Shelley stammt aus einer literarisch ambitionierten, aufgeklärten Familie. Ihr Vater William Godwin war Verfasser politisch-philosophischer Traktate und „engagierter“ Romane, ihre Mutter Mary Wollstonecraft eine bedeutende Frauenrechtlerin. Im Kreis der Schüler und Anhänger ihres Vaters lernte sie Percy B. Shelley, den Dichter der englischen Romantik, kennen und brannte mit ihm auf den Kontinent durch – ein wohl recht skandalöses Verhalten für die damalige Zeit.

Über die Entstehung ihres Frankenstein-Romans schrieb sie selbst: „Ich beschäftige mich damit, eine Geschichte zu erfinden … eine Geschichte, welche die geheimnisvollen Ängste in unserer Natur ansprechen und einen durchdringenden Schauder erwecken sollte – eine, die den Leser vor lauter Furcht nicht mehr um sich blicken und die das Blut gerinnen ließe und die die Schläge des Herzens beschleunigen würde.“

Frankenstein

Die Klassiker des Horrorgenres schrieben bürgerliche Literatur, in der wichtige Wendepunkte der gesellschaftlichen Entwicklung signalisiert wurden. Der 1818 veröffentlichte Roman „Frankenstein oder Der moderne Prometheus“ von Mary W. Shelly war gekennzeichnet durch das neue technische Bewusstsein. Das von Baron Frankenstein künstlich geschaffene Wesen war kein Dämon; er entstand nicht durch unbegreifbare Mächte oder durch ein Wunder, sondern durch rational begreifbare Wissenschaft.

Insofern könnte der Roman auch als früher Vorläufer der Science-Fiction gesehen werden, die ja später noch viele Motive des Horrorgenres übernehmen sollte. Die bürgerliche Aufklärung findet ihren Ausdruck darin, dass der Mensch selbst sich zum Schöpfer erhebt. Zugleich findet sich in dem sehr vielschichtigen Roman auch vehemente soziale Anklage, wird die grundlegende Ungerechtigkeit zwischen den Menschen und (in der erzählerischen Allegorie) zwischen dem künstlich geschaffenen „Ungeheuer“ und seinem Schöpfer, zwischen Mensch und Gott, bloßgestellt.

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