Medienmogul Murdoch: Schluss mit kostenlosen News!
Von Bernd Kling am 6. August 2009
Im Gegensatz zu deutschen Verlegern hat News Corp. ein Konzept für die Zukunft. Fragt sich nur, ob es aufgeht.
Die Ansage Rupert Murdochs ist eindeutig:
„Die digitale Revolution hat viele neue und kostengünstige Vertriebswege eröffnet. Aber sie hat nicht die Inhalte kostenlos gemacht. Wir beabsichtigen daher, für all unsere Nachrichten-Websites Geld zu verlangen. Ich glaube, wenn wir damit erfolgreich sind, werden uns alle anderen Medien folgen.“
Der von Rupert Murdoch gegründeten News Corp, nebenbei auch noch im Besitz von MySpace, gehören so unterschiedliche Zeitungen wie Times und Sun in Großbritannien oder New York Post und Wall Street Journal in den USA. Sie alle sollen ab dem nächsten Jahr kostenpflichtig werden. Das könnte auch für weitere Murdoch-Sites wie FoxNews.com oder IGN gelten, die Gamer mit für sie relevanten News versorgt.
Augen zu und durch?
Immerhin hat es die New York Times bereits mit einem Online-Bezahlmodell versucht und das ganz schnell wieder aufgegeben, nur um jetzt erneut davon zu träumen. Begrenzte Erfolge mit Online-Bezahlmodellen weisen eigentlich nur Murdochs Wall Street Journal sowie die Financial Times auf. Das liegt allerdings nicht zuletzt daran, dass es sich um Wirtschaftspublikationen handelt und Unternehmen die Abos für ihre Mitarbeiter bezahlen. Nach wie vor spricht alles dagegen, dass ein Bezahlmodell für Online-News etwas anderes als ökonomischer Suizid ist.
Vielleicht bleibt Murdoch nichts anderes übrig nach einem Milliardenverlust im letzten Geschäftsjahr, das im Juni ablief und er selbst „das schwierigste in der neueren Geschichte“ nennt. Wie soll sich das dann ändern bei anhaltend geringen Werbeeinnahmen?
Murdoch setzt auf Micro-Payments, bei denen die Leser etwa 5 oder 10 Pence für einen Beitrag bezahlen und argumentiert: „Das ist weniger als der Preis für eine SMS-Nachricht.“ Dass es zugleich Myriaden kostenloser Websites gibt, ignoriert er mit der schlichten Absichtserklärung, News Corp. werde „bessere Inhalte schaffen und sich damit von anderen Leuten abheben“. Das glaubt er offenbar selbst und kommt zum Schluss: „Das ist definitiv der Weg, den die Zeitungsbranche geht.“
Hört sich das nicht wie Pfeifen im Walde an? Die passende Überschrift dazu liefert der britische Guardian mit „Rupert Murdoch’s Online-Wette: Eine verzweifelter Einsatz in verzweifelten Zeiten“.
Lobby-Angriffe gegen öffentlich-rechtliche Medien
Der Guardian, natürlich auch selbst von der Zeitungskrise betroffen, nennt die beiden entscheidenden Hindernisse für Murdochs Pläne. Da sind erstens die sich ausbreitenden kostenlosen Nachrichtenquellen, mühelos zu finden durch Newsaggregatoren wie Google News. Das führte bereits zum fast schon tobsüchtigen Gezeter auch der deutschen Verleger, die sich wie der badische Medienmogul Hubert Burda „schleichend enteignet“ fühlen und nach neuen, für sie maßgschneiderten Copyright-Gesetzen rufen.
Als weiteres Hindernis für ihre Bezahlmodelle sehen die Verleger offenbar die Websites öffentlich-rechtlicher Sender. Der Guardian rechnet aus diesem Grund mit weiteren heftigen Lobby-Attacken gegen die britische BBC mit ihrer „größten kostenlosen Nachrichten-Site der Welt“.
Zumindest in dieser Hinsicht müssen sich die deutschen Verleger nicht mehr ins Zeug legen. Sie haben öffentlich-rechtliche Online-Aktivitäten längst erfolgreich beschnitten mit Hilfe ihrer politischen Freunde.
(bk)
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Abbildung: World Economic Forum / CC