Medienmogul Murdoch sperrt Google aus, zieht sich auf einsame Insel zurück

Von am 9. November 2009 4 Kommentare 

Rupert Murdoch PortraitOkay, das mit der Insel hat er nicht gesagt. Aber er drohte für alle Publikationen seines Medienimperiums an: Google muss draußen bleiben! Und die britische BBC möchte er gerne verklagen, weil sie angeblich die Inhalte seiner Zeitungen stiehlt.

Seine neuesten Skurillitäten ließ Murdoch in einem Interview mit dem Sender Sky News Australia vernehmen, der natürlich auch teilweise zu seinem Medienkonglomerat News Corp gehört. Murdoch plauderte also sozusagen mit sich selbst.

Auf die von seinem eigenen Sender gestellte Frage, ob er seine Zeitungen aus den Suchergebnissen von Google entfernen wolle, antwortete er mit: „Ich denke, das werden wir tun.“

„Eine Doktrin namens Fair Use“

Standfest erklärte er, nicht einmal tolerieren zu wollen, wenn Google lediglich Überschriften und einleitende Zeilen seiner Zeitungsgeschichten wiedergebe: „Sie setzen eine Doktrin namens ‚fair use‘ ein, von der ich glaube, dass wir sie vor Gericht angreifen und völlig zu Fall bringen können.“

Neben Google hat er übrigens auch noch andere Suchmaschinen im Visier, nach einigem Überlegen fielen ihm dazu Microsoft und Ask.com ein. Murdoch machte immer wieder den Eindruck, als suche er mühsam nach Worten. Das Programm seines US-Senders Fox News nannte er „fair und ausgewogen“ und stellte sich auch hinter den umstrittenen Fox-Kommentator Glenn Beck, der den US-Präsidenten Barack Obama als Rassisten angegriffen hatte. Originalton Murdoch dazu:

„You know, there were some things said that probable should’nt have been said about the president. But if you actually assess what he was talking about, he was right“. Und überhaupt, es laufe ganz schlecht mit Obama und seiner Politik.

„Alles aus meinen Zeitungen geklaut“

Nach seinen heftigen Rundum-Ausfällen ging er einen vorsichtigen kleinen Schritt zurück und gab zu, dass die Zeitungen seines Imperiums auch von der Werbung im frei zugänglichen Internet profitierten. Daher werde man „das langsam angehen“.

Dafür fielen die Drohungen des Konzernherren gegen die britische Rundfunkanstalt BBC noch um einen Dreh aggressiver aus. Er werde sie wegen Copyright-Verletzungen verklagen, da sie Material aus seinen Zeitungen rund um die Welt „stehle“:

„Und überhaupt, wenn Sie sich das ansehen, das meiste von ihrem Zeug ist heute aus den Zeitungen gestohlen, und wir werden sie wegen Copyright verklagen.“

Na gut, vermutlich müsse man gar nicht erst vor Gericht, die BBC werde schon einknicken: „Sie kennen das Gesetz. Sie werden sich umstellen.“

Springer macht BILD und Welt dicht (für den Browser im Iphone)

Wie Murdoch ist auch Springer-Chef Mathias Döpfner mit Plänen beschäftigt, eine Bezahl-Mauer rund um seine Publikationen zu errichten und sie vom frei zugänglichen Internet abzugrenzen. Während Murdoch seine radikalen Pläne ins nächste Jahr verschoben hat und keinen genauen Termin nennen will, vielleicht auch nur pokert und es auf Zahlungen von Google abgesehen hat, versucht es Springer schon mal im Kleinen bei den Iphone-Nutzern.

Sie sollen die wertigen Springer-Inhalte schon bald nicht mehr im Browser des Iphones sehen können: Gesperrt erst einmal nur für Iphone-Nutzer, denn die hat Döpfner als besonders zahlungsfreudige Klientel erkannt und möchte sie daher nur noch mit kostenpflichtigen Iphone-Abos bedienen, deren Gebühren über Apples App-Store zu entrichten sind.

Die Konzernherren beweisen mal wieder ihren fehlenden Durchblick in den Netzwelten. Sollen wir ihnen erklären, warum sie schon wieder völlig daneben liegen? Sollten wir vielleicht nicht, aber schaden könnte es auch nicht, denn sie würden es ohnehin nicht zur Kenntnis nehmen.

Warum ziehen sich diese Hüter vergangener Geschäftsmodelle nicht einfach auf eine Insel zurück, ganz ohne Internet, Nachrichten, Suchmaschinen und all dem? Reif für die Insel sind sie jedenfalls.

(bk)

Zum Thema bei Bernd-Kling.de:

Springer ruft die Iphone-Zeitung aus

Google News und die Zeitungen

Medienmogul Murdoch: Schluss mit kostenlosen News

Verleger: Enteignet Google!

Zum Thema im Web:

Financial Times

Sky News Australia bei YouTube

Abbildung: World Economic Forum / CC (Rupert Murdoch)

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Kommentare

4 Stellungnahmen zu “Medienmogul Murdoch sperrt Google aus, zieht sich auf einsame Insel zurück”
  1. schussel sagt:

    bloss nix verraten, nur so gibt es eine chance, das mal andere dran kommen und dass ein murdoch oder eine bildzeitung sich selber komplett ins aus schiessen wollen halte ich ganz sicher nicht für eine tragödie. iist an sich ja das gleiche thema wie mit den copyrightspinnern: sie lernen nix, sie wollen nicht zuhören, also lasst sie mit pauken und trompeten ins verderben rennen.

  2. Anno dazumal sagt:

    Keine Angst schussel, der Murdoch stirbt eh bald weg, so wie der aussieht… 😉

  3. Kohloe sagt:

    Das mit der kaufbereitschaft der Apple User stimmt doch aber. Einer der wichtigen Gründe die für Android bei mir gesprochen haben war, dass ich nicht für Kontent, den ich für selbstverständlich halte, extra zahlen möchte.

  4. schussel sagt:

    Danke für die beruhigenden Worte @Anno, aber eigentlich IST das meine Angst: Ich will sehen, wie der sich selber in den Axxxx beisst… 😉