Mehr Spam bei GMX und Web.de

Von am 14. April 2010  

Ihre Nutzer bekommen deutlich mehr Spam-Mails in die Inbox als bei Yahoo, Hotmail und Google Mail, wie eine Untersuchung des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie (SIT) zu beweisen sucht

Gewusst haben wir das schon immer, anekdotisch und aus eigener Erfahrung, aber der wissenschaftliche Spamtest versuchte es unter kontrollierten Bedingungen zu beweisen. Testpersonen legten bei fünf verschiedenen Anbietern kostenlose E-Mail-Accounts an und zählten mit, was innerhalb des Monats Februar an Spam-Nachrichten zu ihnen durchkam. Da im Schnitt rund 80 von 100 versandten E-Mails tatsächlich unerwünscht und auszufiltern sind, sollte die Untersuchung zeigen, wie wirksam die Filter arbeiten. Die Adressen wurden teilweise im Internet veröffentlicht, um sie auch durch Spamversender auffindbar zu machen.

Nach vier Wochen hielt sich Yahoo am besten mit insgesamt nur 8 eingegangenen Spam-Mails, gefolgt von Hotmail mit 13 und Google Mail mit 18. Als Spamkönige mit großem Abstand erwiesen sich Web.de mit 57 und GMX mit 116 Spams. Zum deutlichen Ergebnis trug allerdings auch bei, dass die Studie die von Web.de sowie GMX selbst versandten Werbenachrichten ebenfalls als Spam werteten: „Wir gehen nicht davon aus, dass man von dem eigenen Dienstanbieter lieber oder häufiger Werbung empfangen möchte als von anderen.“

Fragwürdige Studie, von Microsoft finanziert?

Intern.de nennt die Studie deshalb fragwürdig, denn ihr einzig brauchbares Ergebnis sei, dass Web.de und GMX sich durch den Versand von Werbe-Mails refinanzieren, was man aber auch ohne Studie hätte ausfindig machen können. Die Studie besagt andererseits aber auch, dass GMX und Web.de ohne Eigenwerbung immer noch deutlich mehr Spam durchlassen mit 36 bzw. 21 Mails, immer noch mit klarem Abstand zu Microsoft Hotmail (10) und Yahoo (8).

Mitfinanziert wurde die Studie, das muss erwähnt werden, von Microsoft Deutschland, um „unsere Aktivitäten in den letzten Jahren im Bereich Spam-Abwehr einer externen Prüfung zu unterziehen“. Ein Schwachpunkt der Studie erscheint mir aber definitiv, dass „false positives“ nicht erfasst wurden, fälschlicherweise als Spam gefilterte Nachrichten.

Das aber ist absolut essentiell für die Qualität der Filterung. Was bringt ein Spamfilter, der überreagiert und echte Nachrichten vorenthält? Die Presseerklärung des Fraunhofer-Instituts weist darauf nicht hin, es ist erst auf Seite 23 der Studie nachzulesen („wird hier ausdrücklich darauf hingewiesen, dass diese im Rahmen der Untersuchung nicht betrachtet werden“). Insbesondere Microsofts Hotmail aber hat sich den Ruf erworben, echte Nachrichten aus unerklärlichen Gründen nicht dem Empfänger zu übermitteln.

In der Zusammenfassung gesteht das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie (SIT) schließlich ein, die Studie hätte eigentlich nur wenig Aussagekraft. Aus ihren Ergebnissen lasse sich nicht auf andere Zeiträume schließen. Keine brauchbare Grundlage seien sie, um zukünftige Messwerte zu schätzen, aus ihnen „lässt sich keine Aussage für zukünftiges Spam-Aufkommen ableiten“. Weitere Untersuchungen sind daher beabsichtigt – wer möchte sie gerne finanzieren?

Abbildung: Manfred / CC (Spam, das Original)

Diese Icons verlinken auf Bookmark Dienste bei denen Nutzer neue Inhalte finden und mit anderen teilen können.
  • Facebook
  • Google Bookmarks
  • TwitThis