Microsoft knickt ein gegenüber EU: Windows 7 mit Browser-Auswahl

Von am 24. Juli 2009 3 Kommentare 

microsoft-redmond-research-buildingMicrosoft gibt sich vernünftig und folgt der EU-Empfehlung, eine Auswahl verschiedener Browser zusammen mit Windows 7 anzubieten. Warum nicht gleich so?

Das Unternehmen hatte lange gepokert und trotzig angedroht, das Betriebssystem in Europa ganz ohne Browser auszuliefern. Das hatte offenbar nur den höheren Sinn, die EU-Regulierer als verständnislose Bürokraten dastehen zu lassen, was manche Publikationen sogar bereitwillig aufgriffen. Ballmer & Co hatten nun aber doch nicht den Nerv, in Zeiten drastisch sinkender Einnahmen kostspielige juristische Auseinandersetzungen und eine Verzögerung von Windows 7 zu riskieren.

Die nicht ganz freiwillige Lösung bedeutet, dass der Benutzer in einem Startbildschirm neben dem eigenen Browser des Betriebssystem-Monopolisten weitere Browser zur Auswahl angeboten bekommt und sich für die Software seiner Wahl als Standardbrowser entscheiden kann.

Bestätigt wurde Microsofts Einknicken Vernunftsentscheidung durch eine Erklärung der EU: „Die Europäische Kommission kann bestätigen, dass Microsoft einen Auswahl-Bildschirm für die Verbraucher als Lösung zum anhängigen kartellrechtlichen Verfahren vorgeschlagen hat.“

Die Regulatoren der EU scheinen relativ zufrieden zu sein mit dem Vorschlag. Sie geben aber nach Microsofts jahrelangen Hinhaltetaktiken keinen Vertrauensvorschuss: „Die Kommission begrüßt den Vorschlag und wird die praktische Umsetzung untersuchen, um eine echte Wahl für die Verbraucher zu sichern.“

Microsofts will dem Vorschlag zufolge Windows 7 mit Internet Explorer 8 zusammen ausliefern. Gleichzeitig sollen OEM-Hersteller weitere Browser hinzufügen können, um den Benutzern zusätzliche Downloads zu ersparen. Die EU überlässt es Microsoft, weitere Einzelheiten des Vorschlags zu veröffentlichen. Das gilt ebenso für einen weiteren Vorschlag, mit dem Microsoft parallel laufende kartellrechtliche Auseinandersetzungen um die Interoperabilität zwischen der Software von Drittanbietern und Windows-basierten Servern sowie Clients entschärfen will.

John Timmer von Ars Technica nennt den plausiblen Grund für Microsofts neue Vernunftwelle: Microsoft muss nach den verheerenden Quartalsergebnissen überall sparen. Und die Anwälte, um es mit der Europäischen Kommission auszufechten, kommen nicht eben billig.

(bk)

Zum Thema bei TecZilla:

Unternehmen: Windows 7? Nein, danke!

Windows 7 kostet doppelt in Europa

Microsoft lockt Firefox-Benutzer mit 10.000 Dollar

Zum Thema im Web:

BBC

Ars Technica

Abbildung: Robert Scoble / CC

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Kommentare

3 Stellungnahmen zu “Microsoft knickt ein gegenüber EU: Windows 7 mit Browser-Auswahl”
  1. Justus sagt:

    Ihr habt das nicht verstanden – das war ein geschickter Schachzug von MS! Sonst hätte die EU wahrscheinlich noch drauf bestanden, dass der IE noch nicht mal der primäre Browser sein dürfte. Jetzt sind sie froh, nicht mehr als die Bürokraten*rsche da zu stehen, die sie sind… 🙂

  2. Kohloe sagt:

    “Die Kommission begrüßt den Vorschlag und wird die praktische Umsetzung untersuchen, um eine echte Wahl für die Verbraucher zu sichern.”

    Wer hat denn da mal mitgedacht? Ich bin ernsthaft überrascht. Andernfalls müssten wir wohl 5 Haken setzen bevor wir zur Browserauswahl gelangen.

    „Benutzerdefinierte Installation“ -> JA
    „Zusätzliche Parameter auswählen“ -> JA
    „Browserkonfiguration ändern“ -> JA
    „Sind sie Sicher dass sie den IE nicht installieren möchten (nicht empfohlen)“ -> JA

  3. gnolf sagt:

    Windows 7 ist tot!

    Aufgrund einer neuen EU-Direktive wird Microsoft Windows 7 nun nicht mehr in Europa ausliefern.

    Der Grund für diese kurzfristige Entscheidung war die neue Forderung der EU-Kommission an Microsoft, auf dem europäischen Markt 7 Mediaplayer, 7 Webbrowser, 7 Texteditoren, 7 Dateimanager, 7 Paintprogramme, 7 Mailprogramme und vor allem 7 Betriebssysteme zur Auswahl zur Verfügung zu stellen.

    Verhandlungen mit anderen Anbietern haben schon begonnen. Einfach war es offensichtlich einen neuen Namen zu finden: Das jungste Kind aus dem Hause Microsoft nennt sich nun „Windows 7×7“. (ws)