Müssen gute Android-Tablets mehr als Apples iPad kosten?

Von am 21. Februar 2011  

Samsung Galaxy TabIm Prinzip ja

Während Smartphones mit Googles Android OS durch ihre Vielfalt wie durch günstigere Preise überzeugten und damit Apples iPhone überflügelten, sieht das bei Tablets noch ganz anders aus. Es fällt Herstellern offensichtlich schwer, mit einem konkurrenzfähigen Android-Tablet den von Apples gesetzten Basispreis von Apples Medientablet zu treffen, der bei 499 US-Dollar liegt.

Das jüngste Beispiel dafür ist Motorola Xoom, das als erstes Flaggschiff mit Android 3.0 Honeycomb in den nächsten Tagen in den US-Markt kommt. Es ist jedoch zu einem Preis von 800 US-Dollar in der teuersten Ausführung und von 600 Dollar in der einfacheren WLAN-Variante zu erwarten. Selbst HTC Flyer mit der geringeren Displaydiagonale von 7 Zoll will mit 700 Dollar durchstarten. Auch HP als weltgrößter PC-Hersteller schafft es angeblich nicht, sein TouchPad mit WebOS unter rund 700 Dollar in den Markt zu bringen. Zu teuer, ist überall zu hören, warum bekommen die nicht auch so etwas für 500 Dollar hin?

Bauteile kosten ganz ähnlich bei Apple iPad und Samsung Galaxy Tab

Es nützt wenig, wenn Motorola Xoom der (noch) aktuellen Generation des ersten iPad in wesentlichen technischen Features voraus ist. Apple gilt schon immer als hochpreisig und pflegt diesen Nimbus, schon von daher kommt die Erwartung an günstigere Preise durch Wettbewerber im Markt auf. Offenbar sind die Hersteller bei gleichwertigen / höherwertigen Geräten dazu nicht in der Lage (und über die 99-Euro-Tablets aus dem Drogeriemarkt reden wir in diesem Zusammenhang besser nicht).

Die Suche nach den Gründen hat begonnen. Die Stückzahlen erlauben es Apple, Flash-Speicher und andere Komponenten zu günstigeren Preisen einzukaufen, lautet die erste Mutmaßung. Da ist sicher was dran, aber es kann nicht alles erklären. Apple entwickelt die Prozessoren selbst, muss für sie daher so wenig Lizenzen bezahlen wie für das Betriebssystem, argumentiert Wired. Stimmt nicht, denn Samsung setzt ebenso Prozessoren der lizenzierten ARM-Architektur ein und muss für Android OS nicht zuzahlen. Apple setzt einen erheblichen Anteil in den eigenen Läden um und fährt deshalb selbst mehr von der Handelsspanne ein. Gut, aber es kostet auch einiges, Läden in Spitzenlagen zu betreiben.

Wären die genannten Gründe ausschlaggebend, könnte Apple auch andere Produkte für weit weniger in Umlauf bringen und praktisch jede Konkurrenz aus dem Weg schlagen. Es gäbe schon kurzfristig keine Notebooks mehr, die nicht Macbooks heißen.

Apple verkauft nicht Tablets, sondern ein Ökosystem

Wie die Materialforscher von iSuppli ermittelten, liegen die reinen Kosten für die verbauen Komponenten bei Apples iPad (16 GB, WLAN) und Samsung Galaxy Tab gar nicht so weit auseinander. Dennoch ging Samsungs Tablet mit einem erheblich höheren Startpreis in den Verkauf und verfehlte entsprechend die Erwartungen.

Es spricht also alles dafür, dass Apple die Preise für iPads gezielt niedrig hält und auf die übliche Gewinnspanne verzichtet. Das nennt sich Mischkalkulation und wird gerade von Apple sicher nicht unüberlegt praktiziert.

Während alle anderen an Tablets denken, denkt Apple an „Ökosystem“, erklärt Adrian Kingsley-Hughes bei ZDnet. Er hat ganz offensichtlich recht. Apple querfinanziert den Endpreis für die Hardware und holt sich die fehlenden Prozente andernorts, wenn der Verbraucher Medieninhalte über iTunes kauft oder Apps für das Betriebssystem iOS. Hier ist Apple immer mit 30 Prozent dabei und besteht auf diesem „gerechten“ Anteil selbst bei regelmäßigen Abonnements für Zeitungen und Zeitschriften.

Apple geht hier einen zunehmend aggressiven und umstrittenen Weg, versucht einen Markt zu dominieren und selbstherrlich die Konditionen zu diktieren. Selbst eben noch befreundete Medienanbieter steigen aus und wenden sich einem anderen Ökosystem zu, das Android heißt.

Zunächst aber hat Apple eine Zwickmühle für alle anderen Hersteller eröffnet. Sie müssen ebenfalls Wege zu günstigeren Preisen finden.

Abbildung: Samsung

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