Mutmaßungen über das Apple-Netbook
Von Bernd Kling am 13. März 2009
Ein Mac-Tablet oder ein überdimensionaler Ipod Touch? Oder gar ein Klon von Amazons E-Book-Reader Kindle? Bereitet Apple den Verkauf von Büchern und Comics über Itunes vor? Die angekündigte Vorstellung des Iphone OS 3.0 gibt zu weiteren Spekulationen Anlass.
Da kommt was mit Touchscreen in etwa 10 Zoll, darüber sind sich die Auguren längst einig bis hin zur seriösen Wirtschaftspresse. Als Lieferant der Touch-Panels wurde Wintek ausgemacht, als Hersteller des Geräts Quanta Computer, auch als Auftragshersteller von Macbooks und Imacs bekannt. Was aber kommt, wenn es denn kommt?
Beginnen wir mit den ganz wilden Geschichten, von denen Macworld-Schreiber Andy Ihnatko erzählt. Zu Ohren gekommen ist ihm wieder und wieder, dass ganze Lastwagen mit Büchern in den Apple-Campus fuhren und riesige Mengen Literatur entluden. Und es gebe dort keine 100.000-Bücher-Bibliothek für die Mitarbeiter, daher müsse was ganz anderes laufen. Er neige zur Annahme, dass Apple die Bücher digitalisiere und für den Itunes-Store vorbereite. Und schon lange gehe das Gerücht vom Buchladen bei Itunes um, den Apple in gewohnter Heimlichkeit vorbereite.
Zu erwarten sei ein E-Book-Reader, dessen Display nicht nur Graustufen, sondern auch in Farbe wiedergebe. Und mit dem könnte sich nebenbei auch das einstige Massenmedium Comics in die digitale Welt retten. Ein Zufall, dass Marvel Comics vor kurzem eine Form animierter Comics ankündigte, die auch über Itunes in den Verkauf kommen sollen?
Ihnatko hält für sicher, dass Apple früher oder später mit dem Verkauf von Büchern über den Itunes-Laden beginnen wird: „Das war die ganze Zeit Apples Ziel – ein Laden, in dem jede Art digitaler Medien verkauft wird. Eines ihrer Ziele war immer, Geräte zu bauen, die alle Arten von digitalen Medien wiedergeben können. Es ist eine Win-Win-Situation für Apple. Sie machen zum Beispiel jede Menge Geld mit dem Verkauf von Software, und gleichzeitig erzielen sie einen gewaltigen Aufpreis mit jedem Gerät, das sie verkaufen. Das ist also genau das, was sie sich wünschen.“
Könnte natürlich jemand einwenden, dass Steve Jobs noch im letzten Jahr die Chancen eines E-Book-Readers im Markt bestritt, denn „die Leute lesen nicht mehr“. Stimmt erstens nicht, das mit dem Lesen. Zweitens ist der Apple-CEO dafür bekannt, die Marktchancen von Produkten zu bestreiten, solange sie nicht bei Apple im Angebot sind. Wir haben noch nicht vergessen, wie er den Video-Ipod zum größten Unsinn der Welt erklärte – um ihn wenig später als revolutionäres neues Produkt zu präsentieren.
Auf ganz anderen Wegen kommt PC-World-Autorin Melissa J. Perenson zur gleichen Vorstellung, nämlich der von einem „Gerät, das Amazons Kindle 2 übertreffen wird“. Die für Dienstag angekündigte Vorstellung des Iphone OS 3.0 brachte sie zur Frage: „Könnte Apple versuchen, Android zuvorzukommen mit einem Gadget, das wie ein mobiler Begleiter / Internet-Gerät / Mini-Notebook ist?“
Sie spielte damit auch auf das Projekt von Asus an, Googles Android-OS für den Eee PC anzupassen. Von Apple erhofft sie sich ein Gerät, das Netbook, Web-Tablet und Gaming-Handheld zugleich ist – die Anwendungen dafür gebe es schon bzw. seien sicher zu erwarten.
(bk)
Abbildung: Apple-Einladung zur Enthüllung von Iphone OS 3.0