Nach Chapter 11: Psystar will weiter klonen
Von Bernd Kling am 28. Mai 2009
Der „Mac-Kloner“ beantragte Gläubigerschutz. Anders als vielfach berichtet muss das nicht das Ende aller Klon-Aktivitäten bedeuten.
Nach US-amerikanischem Recht können Unternehmen eine Insolvenz unter „Chapter 7“ oder „Chapter 11“ anmelden. 7 bedeutet das endgültige Aus, mit 11 kann eine geschäftliche Reorganisation versucht werden. Genau das kündigte Psystar an, will gestärkt aus dem Insolvenzverfahren hervorgehen und neu durchstarten mit einem Geschäftsmodell, das auf dem „wertvollen geistigen Eigentum“ der Firma beruht. Das bezieht sich ganz offensichtlich auf Psystars Kenntnisse und Methoden, PCs zu entwickeln, die problemlos mit Apples Betriebssystem Mac OS X laufen. Das wird landläufig gerne als „Mac-Klonen“ bezeichnet, wie in diesen Tagen aus vielen Überschriften zu entnehmen.
Schuld ist laut Psystar auch nicht etwa Apples juristischer Frontalangriff, sondern vor allem die wirtschaftliche Entwicklung, die den kleinen PC-Hersteller in Miami hart erwischt habe: „Die Umsätze des Schuldners (Psystar) wurden erheblich beeinträchtigt durch die rückläufigen Ausgaben der Verbraucher. Die Finanzkrise hat zudem die Gläubiger veranlasst, ihre Bedingungen zu verschärfen und zunehmend auf sofortiger Zahlung zu bestehen. Die Lieferanten Psystars sind aufgrund ihrer eigenen finanziellen Probleme nicht in der Lage, alle für das Produkt erforderlichen Komponenten zu liefern und zwingen daher zum Einkauf von Komponenten zu höheren Preisen, um die Kundenaufträge rechtzeitig und zufriedenstellend zu erfüllen. Diese Umstände tragen wesentlich dazu bei, dass der Schuldner nicht bei allen Umsätzen wesentliche Gewinne erzielen kann.“
Die Gewinne Psystars seien „schwindend gering“ gewesen, es bestehe jedoch Hoffnung auf eine Wende. Der aktuelle Schuldenstand wurde mit 255.000 US-Dollar beziffert, 90.000 davon entfielen auf die im Abwehrkampf gegen Apple beschäftigten Anwälte. Mit dem Antrag auf Gläubigerschutz gewinnt Psystar zumindest Zeit und nebenbei auch Schutz vor Apples aggressiv durchgeführter Klage. Wenn es überhaupt eine gibt, kann die Zukunft Psystars nur im Angebot von Mac-kompatiblen PCs liegen.
„Kampf Psystars gegen Apple“
Eine entscheidende Frage ist, wie es mit Apples Klage gegen den kleinen Hersteller weitergeht. Finanzielle Vorteile kann Apple keinesfalls mehr erwarten, selbst wenn das Verfahren wegen behaupteter Urheberrechtsverletzungen in allen Punkten gewonnen würde. Für diesen Fall wird bereits eine Schadenersatzsumme von 10 Millionen US-Dollar gehandelt, die aus einer Firma wie Psystar natürlich nicht zu quetschen sind.
Wie Apple drauf ist, scheint man dort noch immer von Geldgebern auszugehen, die hinter Psystar stehen. Apple-nahe Publikationen wie Mac Observer unterstellen das ebenfalls und interpretieren die Insolvenzanmeldung Psystars sogar als Zeichen dafür, dass die angeblichen Geldgeber ausgestiegen seien, da sie inzwischen von einer unvermeidlich erfolgreichen Klage Apples ausgingen.
Die Verschwörungstheoretiker müssen sich noch ein wenig gedulden. Am 5. Juni steht eine Anhörung vor dem Insolvenzgericht in Florida an, bei dem Psystars Gläubiger beim Namen genannt werden sollen. Orginalton Mac Observer: „Wenn es zahlungskräftige Leute hinter dem Kampf Psystars hinter Apple gibt, dann werden diese Namen endlich aus dem Dunkeln kommen.“
(bk)
Abbildung: Psystar
TecZilla über Psystar und Mac-Kloner
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