Neuer Palm-Pilot kommt von Apple
Von Bernd Kling am 11. Juni 2009
Jon Rubinstein war bei Apple für die Entwicklung von Ipod und Imac zuständig, bei Palm tragen WebOS und Palm Pre seine Handschrift. Nach dem erfolgreichen Pre-Start wird er zu Palms CEO befördert.
Da es gerade um Palm Pre geht: Materialforscher sind höchst erstaunt über die Komponenten des Smartphones.
Der neue Pilot von Palm (auf das schöne Wortspiel kam Erica Ogg von Cnet, erinnert sich noch jemand an Palms ersten PDA namens Palm Pilot?) heißt Jon Rubinstein. Bei Apple galt er als rechte Hand von Steve Jobs und gab 2005 die Leitung der Ipod-Gruppe ab. Bei Palm hatte er vor zwei Jahren als Entwicklungsleiter angeheuert und wesentlich mit dafür gesorgt, dass Apples Iphone endlich einen ernsthaften Gegenspieler hat. Zugleich fungierte er als Chairman und wird diese Position weiterhin beibehalten. Neben dem 52-jährigen sind eine ganze Reihe früherer Apple-Mitarbeiter bei Palm aktiv, darunter Palms Sprecherin Lynn Fox.
Branchenbeobachter sind nicht überrascht, halten Rubinsteins Bestellung eher für einen formalen Akt. Analyst Michael Gartenberg: „Das waren seltsame Management-Beziehungen. Für die meisten Beobachter war klar, dass Jon schon länger das Sagen hatte. Das ist nur eine Formsache. Palms Investoren haben Rubinstein geholt, um die Firma zu führen.“
Der bisherige CEO Ed Colligan, seit 1993 bei Palm, wiederum wechselt zur Investmentfirma Elevation Partners. Auch das kein Zufall, denn Elevation Partners brachte die rund 500 Millionen US-Dollar auf, ohne die es Palm heute vielleicht nicht mehr gäbe – und schon gar keinen Palm Pre.
Materialforscher mit großen Augen
Die Markt- und Materialforscher von Isuppli pflegen bereits seit langen Jahren die Gewohnheit, neue Gadgets zu zerlegen, ihre Einzelteile zu untersuchen und ihren Wert zu berechnen. Sie konnten sich natürlich auch beim Palm Pre nicht zurückhalten. Das Innenleben des Pre hielt einige Überraschungen bereit, so Andrew Rassweiler von Isuppli:
„Mit dem Pre hat sich Palm nicht nur für einige überraschende Features entschieden. Ähnlich überraschend ist das Design und die Auswahl der Komponenten.“
So wurden im Pre mit zwei Gigabit SDRAM das Doppelte dessen verbaut, was in Apples Iphone und den meisten anderen Smartphones zu finden ist. Die größere Speichermenge wird „wahrscheinlich als Buffer benötigt für die Multitasking-Fähigkeiten des Pre mit verschiedenen, gleichzeitig laufenden Anwendungen“.
Anstelle von Qualcomms Chip PM6650, der in ähnlichen Geräten für die Energieverwaltung zuständig ist, setzt Palm Pre auf MAX8695 von Maxim Integrated Products, der auch im LG Voyager VX 10000 zu finden ist. Statt üblichem Flash-Speicher der als langsamer geltenden Bauweise MLC (Multi-Level Cells) hält Pre acht Gigabyte von Samsungs Flash-Speicher eMMC MoviNAND vor, der für eine weit höhere Performance gut ist.
Die höchsten Kosten verursacht jedoch das aufwändige Polysilizium-LCD von Sony für das Multi-Touch-Display des Palm Pre, das allein mit 40 US-Dollar zu Buche schlägt. Der Prozessor OMAP3430 von Texas Instrument kostet zusammen mit einem zusätzlichen Chip knapp 20 US-Dollar.
Die addierten Materialkosten belaufen sich auf 170 US-Dollar je Gerät. Mit Vertragsbindung kostet Palm Pre zwischen 100 (mit Rückerstattung) und 200 US-Dollar.
(bk)
TecZilla über Palm und Palm Pre
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Abbildung: Palm (Jon Rubinstein)