Nokia-Klage kann Apple eine Milliarde US-Dollar kosten

Von am 26. Oktober 2009 1 Kommentar 

Iphone 3G / Nokia N900Die Stunde der Analysten und Erbsenzähler ist gekommen. Die Hochrechnungen für die von Nokia aufgemachte Patentrechnung belaufen sich bis zu einer Milliarde Dollar. Sie geben einen tiefen Einblick in die Usancen der Handy-Branche.

Die Klage mag durch Nokias eigene Verluste inspiriert sein, sowohl an Marktanteilen als auch hohen finanziellen Quartalsverlusten. Letztlich mag es um ein Abkommen für gegenseitige Patentlizenzierung gehen. Nur ein minimaler Prozentsatz solcher Klagen werden tatsächlich vor Gericht verhandelt. Es geht dennoch um hohe Summen, die tatsächlich fällig werden können, von möglichen punitiativen Aufschlägen für Rechtsverletzungen ganz abgesehen.

Grundlage sind über 10.000 „Patentfamilien“, die Nokia als weltweit führender Handyhersteller inzwischen angesammelt hat. Ben Wood von CSS Insight: „Es ist praktisch unvorstellbar, dass jemand ein Mobiltelefon herstellt, ohne dabei von Nokia patentierte Technologien einzusetzen.“

Für die gegen Apple eingereichte Klage führte Nokia 10 angeblich verletzte Patente an. Neil Mawston von Strategy Analytics rechnet das zu einer möglichen Zahlung hoch zwischen 200 Millionen und einer Milliarde US-Dollar für die Patente, die in bislang 34 Millionen Iphones mit einem durchschnittlichen (bei Laufzeitverträgen von den Netzbetreibern subventionierten) Abgabepreis von 566 Dollar eingesetzt wurden.

Etablierte Handyhersteller bezahlen weniger, wie die Nachrichtenagentur von Analysten gehört hat. Sie hätten nur wenige Prozent an Lizenzgebühren abzuführen. Neueinsteiger jedoch werde bei 3G-Handys um 15 Prozent der erzielten Verkaufspreise berechnet, deutlich mehr als bei ältererer 2G-Technologie. Offenbar eine absichtlich errichtete Einstiegsbarriere, wie Ben Wood von CSS Insight erklärt:

„Die Lizenzkosten für geistiges Eigentum schaffen eine hohe Barriere für Hersteller, die spät bei Mobiltelefonen einsteigen. Im Ergebnis haben sie laufend an etablierte Unternehmen wie Ericsson, Motorola, Nokia und Qualcomm zu zahlen.“

Die Hochrechnungen für Nokias Forderung an Apple scheint jedoch von Lizenzkosten ungefähr zwischen 1 und 5 Prozent auszugehen. Analyst Charles King von Pund-IT schätzt gegenüber der britischen Ausgabe von Eweek ebenfalls auf zwei Prozent und kommt damit auf 400 Millionen US-Dollar, wiederum vor möglichen Strafaufschlägen, die das US-Recht hergibt.

Ein nettes Wechselgeld für Nokia? Könnte man so sehen, zumal es nicht einmal den letzten Quartalsverlust Nokias ausgleicht, der am 15. Oktober mit 559 Millionen Euro ausgewiesen wurde. Zugleich bliebe es weit unter dem Betrag von 1,7 Milliarden Euro, den Nokia im Rahmen einer 15-jährigen Patentvereinbarung an den US-Chiphersteller Qualcomm zu entrichten hat.

Für Stirnrunzeln sorgte auch der Zeitpunkt, zu dem die Klage eingereicht wurde. Neben dem hohen Quartalsverlust fielen Nokias Anteile am Smartphone-Markt von 41 auf 35 Prozent, während sich Apple Marktanteile holte. Nicht hilfreich ist auch die um einen Monat (jetzt voraussichtlich 25. November) verzögerte Auslieferung des neuen Smartphone-Flaggschiffs N900 mit Linux-OS Maemo, die Nokia heute bestätigte.

(bk)

Zum Thema bei TecZilla:

Warum Nokia Apple verklagt

Nokia N900: Erste Hands-on-Berichte

IBM: Weg mit den Patent-Trollen!

Zum Thema im Web:

Eweek UK

Reuters

Abbildung: 3GStore.de (Iphone 3G) CC / Nokia (N900) / (Montage: TecZilla)

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Kommentare

Eine Stellungnahme zu “Nokia-Klage kann Apple eine Milliarde US-Dollar kosten”
  1. Rick sagt:

    Richtig so! auch Apple muss einmal spüren das man sich nicht alles erlauben kann!