PC-Hersteller setzen auf Android
Von Bernd Kling am 29. November 2009
Sie haben das mobile Computing entdeckt und drängen in den Smartphone-Markt. Dell, Acer und vermutlich auch Lenovo springen mit auf den Android-Zug.
Es bedeutet vor allem eine weitere Abkehr von Windows Mobile, mit dem Microsoft schon vor gefühlten Äonen angetreten war, um das komplementäre Handy für den PC-Nutzer zu schaffen. Selbst Microsofts CEO Steve Ballmer konnte inzwischen nicht anders, als die eklatanten Schwächen des eigenen Handy-Betriebssystems zu gestehen.
Die Handy-Hersteller desertierten scharenweise, an ihrer Spitze der führende Hersteller von Geräten mit Windows Mobile. HTC, bislang Hersteller von 80 Prozent aller Mobiltelefone mit Windows Mobile, stieg in diesem Jahr auf einen Android-Anteil von 30 Prozent um, 2010 sollen es bereits mehr als 50 Prozent sein. Motorola, Sony Ericsson, LG, Samsung und andere steuerten ebenfalls um in Richtung Android OS.
Ihnen folgen die PC-Hersteller, mit einem begehrlichen Blick auf die hohen Zuwachsraten im Smartphone-Markt. Statt Lizenzen für ein Handy-Betriebssystem von Microsoft abzuführen, das den Erwartungen der Verbraucher nicht genügt, nehmen sie lieber Googles kostenloses Angebot an, dessen Open-Source-Basis ihnen zudem weitgehende Freiheiten für eigene Entwicklung lässt.
Dell unternimmt seinen neuen Smartphone-Anlauf mit Android. Das ist auch von Lenovo zu erwarten, nachdem das Unternehmen seine im letzten Jahr erst ausgegliederte Handysparte für rund 200 Millionen US-Dollar zurückkaufen will.
Acer stellte in diesem Jahr mit Liquid A1 sein erstes Gerät mit Android OS vor. Mehr Androiden sollen im nächsten Jahr folgen und unter den 8 – 10 von Acer geplanten neuen Smartphones eine „weit bessere Balance zwischen Android und Windows Mobile“ herstellen. Während Acer zuvor ganz auf Microsofts OS vertraut hatte, sieht Aymar de Lencquesaing, Chef von Acers Handysparte, einen klaren Trendwechsel:
„Android kommt definitiv in Schwung. Die Geschwindigkeit ist weit größer, als die meisten vor einem Jahr erwartet hätten.“
Während Nokias Chefstratege Anssi Vanjoki in Googles Android-OS keinen Erfolg, sondern „vor allem einen Hype“ sehen möchte, kommen die Prognosen von Marktbeobachtern zu ganz anderen Ergebnissen. Gartner-Analystin Roberta Cozza rechnet bis 2012 mit dem Einsatz von Android und anderen Open-Source-Betriebssystemen auf 62 Prozent aller Smartphones. Stacey Higginbotham von GigaOM zieht die Schlussfolgerung:
„Die breite Annahme von Android könnte es zu dem werden lassen, was Windows für die PC-Welt war, ein für unterschiedlichste Hardware zu lizenzierendes Betriebssystem, das eine Vielzahl von Anwendungen auf den Geräten lauffähig macht. In diesem Milliardenmarkt wird es Raum für weitere Akteure geben, aber die Computer-Hersteller setzen bereits überwiegend auf Android.“
Der Einstieg der PC-Hersteller könnte zudem zu stark fallenden Preisen führen, wie de Lencquesaing erwartet: „Im PC-Business sind alle an drastische Preisstürze gewöhnt. Der Verbraucher gewinnt, und es sorgt für einen expandierenden Markt.“
(bk)
Zum Thema bei TecZilla:
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Zum Thema im Web:
Abbildung: Acer (Liquid A1)