Saudi-König Abdullah kauft Facebook (nicht)
Von Bernd Kling am 28. Februar 2011
Eine Nachricht geht um die Welt
Seit dem Umsturz in Ägypten gilt Facebook vielen als ein revolutionäres Kampfmittel, vor dem autokratische Herrscher und Tyrannen zu zittern haben. Vielleicht deshalb fand eine Geschichte blitzschnelle Verbreitung, die davon erzählt, der saudische König Abdullah lasse das Social Network einfach aufkaufen, um Unruhen in seinem Land von vornherein zu verhindern.
150 Milliarden US-Dollar sei es ihm wert, Facebook zu neutralisieren und den Nahen Osten vor weiteren Revolten zu schützen. Die Banker von Goldman Sachs stünden ihm dabei beratend zur Seite. König Abdullah kenne Mark Zuckerberg gut und sei enttäuscht darüber, dass Facebooks Gründer und CEO sein Versprechen gebrochen habe, keine revolutionären Seiten mehr zu erlauben. Analysten rechneten überwiegend damit, dass Zuckerberg zunächst ablehne und ein Angebot in Höhe von mindestens 500 Milliarden Dollar abwarte.
Die heiße Nachricht verbreitete sich blitzschnell in den Schallräumen der Social Media mit über 3.000 Tweets und 25.000 Facebook-Einträgen. Vor allem aber ging es auch als ernsthafte Meldung durch die Länder des Nahen Ostens, wurde verbreitet durch Tageszeitungen und Nachrichtenagenturen, die teilweise nicht einmal eine Quelle dafür nannten.
„Journalisten, die eine ernsthafte Nachhilfe brauchen“
Es ging auf eine Satire bei Dawn Wires zurück, einer Website, die im übrigen nur durch das ausführliche „Zitieren“ von Nachrichten aus anderen Quellen auffällt. Sie war witzig und geschickt formuliert, aber doch gut als solche zu erkennen und sogar als „Sunday Humour“ gekennzeichnet („es könnte wahr sein oder auch nicht“). Es war natürlich nicht die erste Satire, die zur Nachricht befördert wurde. Aber diese Fabrikation traf offenbar einen Nerv und weckte größte Bereitschaft zur Leichtgläubigkeit.
Über Twitter griff schließlich der ägyptische Google-Manager Wael Ghonim ein, der tatsächlich mit einer Facebook-Seite den Umsturz in Ägypten beflügelt hatte:
„Ägyptische Mainstream-Medien berichten das als echte Nachrichten. Es gibt ein paar Journalisten, die eine ernsthafte Nachhilfe brauchen!“
Ägypten hat Wael Ghonim erneut zu danken – für die Wahrheit über Facebook.