Sony: Wir können von Nintendo lernen
Von Bernd Kling am 11. Mai 2009
Sony-CEO Howard Stringer bekennt in einem Interview ehrlich, was Sony alles falsch gemacht hat. Er verspricht Besserung und hat große Pläne mit dem Playstation Network. Und nein, von einer Preissenkung der Playstation 3 ist nicht die Rede.
Sony muss besser auf die sich verändernden Verbraucherwünsche eingehen, erklärt Stringer zur entscheidenden Strategie, um durch die Krise zu kommen. Mit der Playstation 3 bewege sich das Unternehmen bereits: „Wir haben eine brandneue, absolut unglaubliche Technologie für die Playstation geschaffen, aber der Preis war hoch. Wir gehen jetzt ein wenig anders heran und entwickeln die PS3 zu einer Plattform für Web-Services weiter.“
Während noch vor fünf Jahren Content-Firmen als die Könige galten, sei heute der Kunde König. Es gehe vor allem darum, die Kunden besser zu verstehen, und dabei könne Sony von Nintendo lernen: „Die Wii von Nintendo ist ein hervorragendes Beispiel. Sie haben keine einzigartige Technologie entwickelt. Sie haben einfach nur begriffen, dass es da draußen eine potenzielle Nachfrage gab nach etwas, das anders war als die konventionellen Spiele. Sie haben darüber nachgedacht, wie sie verschiedene Bedürfnisse von verschiedenen Altersgruppen erfüllen können. Sie haben ein Ziel erreicht, das die PS3 nicht erreichte, nämlich Gewinne aus dem Verkauf von Hardware zu erzielen.“
Was die Entwicklung von TV-Geräten angeht, lohne sich ein Blick hinüber zu Apple: „Auch die TV-Entwicklung ist in einer Übergangsphase. Die Tatsache steigender Verkaufszahlen für Apple TV, eine Art von Set-Top-Box, könnte auf einen sich entwickelnden Trend hinweisen.“
„Wir hätten Apple schlagen können“
In der Vergangenheit habe Sony offene Technologien nicht ernst genug genommen. Der Musik-Download-Service Connect erwies sich deshalb als Fehlschlag, bekennt Stringer: „Er basierte auf OpenAMG, einer proprietären DRM-Technologie für digitale Rechteverwaltung … Dieses Verfahren schuf jedoch ein Problem, denn die Kunden konnten Musik ausschließlich von Websites herunterladen, die Verträge mit Sony abgeschlossen hatten. Wenn wir von Anfang an auf eine offene Technologie gesetzt hätten, ich denke, dann hätten wir Apple vermutlich schlagen können.“
Eine Zeitlang sei es sinnvoll gewesen, einen Markt mit geschlossener Technologie zu teilen und einen geteilten Markt zu monopolisieren. Eine nicht mehr effektive Strategie: „Im Internet-Universum gibt es Millionen Sterne – Millionen von Optionen, die durch offene Technologie geschaffen wurden.“
Playstation Network öffnet sich
Keine Euphorie jetzt, denn Sonys Chairman und CEO predigt nicht etwa den völligen Verzicht auf DRM, sondern eine Form von digitaler Rechteverwaltung, die nicht an eine einzelne Firma gebunden ist wie inzwischen im Playstation Network praktiziert:
„Viele dachten, Sonys Content-Download-Dienst wäre am Ende. Aber er ist jetzt an einem guten Punkt angekommen in Form des des Playstation Network, das für PS3-Benutzer verfügbar ist für Network-Gaming, Videos und mehr. Das DRM beruht auf Marlin, einem offenen Modell, das von Firmen der Unterhaltungselektronik und anderen Firmen entwickelt wurde.“
Damit gehe Sony von einem geschlossenen System zu einem offenen über. Als weiteren Strategiewechsel kündigt Stringer ein erweitertes Playstation Network an, das nicht nur über die PS3 zugänglich ist:
„Als Nächstes werden wir das Playstation Network auf Hardware über die PS3 hinaus erweitern. Denn die Stückzahlen, in denen die PS3 verkauft wurde, begrenzen das Netzwerk in seiner Größe.“
Sony muss dazu allerdings überkommene Strukturen bei Sony, insbesondere die vertikale Struktur für jede Produktlinie überwinden („eine Organisationsstruktur, die sich gegen den Wandel wehrt“). Auf welche Gerätetypen Sony das Playstation Network erweitern will, verriet Stringer im Interview noch nicht.
(bk)
Abbildung: Sony
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