Steve Jobs über Apps und Android
Von Bernd Kling am 9. April 2010 7 Kommentare
Was eine vorsichtige Frage nach unsignierten Apps alles auslösen kann
Das gestern avisierte iPhone OS 4.0 verspricht vieles, was andere Betriebssysteme schon seit Jahren und Jahrzehnten können. Es reicht mit Multitasking ein einfaches Basis-Feature nach und erlaubt endlich, Programme in Ordnern zu organisieren. Darüber hinaus sorgt die eigene Werbeplattform iAd für Werbung innerhalb der Anwendungen, an der sich Apple einen prozentualen Anteil von 40 Prozent der Einnahmen genehmigt.
Es sieht in allen Punkten wie eine Reaktion auf Googles Android OS aus, das mit einer offenen Plattform, mehr Features und einer breiten Palette von Hardware immer schneller aufholt, während die iPhone-Verkaufszahlen in den USA bereits stagnieren. Das bringt auch die Entwicklung von Android-Apps in Schwung, wie sich allein im März mit fast 10.000 neuen Anwendungen zeigte.
Der entscheidende Unterschied aber liegt weiterhin im unberechenbaren Genehmigungsprozess, den Anwendungen bei Apple durchlaufen müssen. Über Apples Zensurkapriolen beklagen sich inzwischen selbst deutsche Verleger, die zugleich euphorisch auf Bezahlapps für Apple-Hardware setzen. Es hält Apple nicht davon ab, selbst alles kontrollieren und letztlich Zensur ausüben zu wollen, selbst wenn es um Wörterbücher, Tageszeitungen und Zeitschriften geht.
Es war Ryan Block von GDGT, der beim Jobs-Event zu fragen wagte: „Wie sieht es damit aus, unsignierte Anwendungen laufen zu lassen?“
Die Frage löste bei Apple-CEO Steve Jobs Assoziationen zu Pornographie und Android aus: „Wissen Sie, es gibt einen Porno-Store für Android. Jeder kann sie downloaden. Sie können es, Ihre Kinder können es. Das ist nicht die Gegend, in die wir wollen.“
Mit dieser Begründung müsste Apple allerdings auch gleich den Webbrowser Safari von den eigenen Geräten verbannen, der viel müheloser Zugang zu pornografischen Inhalten bringt. Mit Multitasking und Ordnern wird iPhone OS erwachsener. Mit dem Disney-fizierten App Store als einzig zulässiger Quelle für Anwendungen behandelt Apple die eigenen Kunden weiterhin wie unmündige Kinder. Apples Zensurkultur, wie üblich begründet mit der Pornokeule, führte bereits auf geradem Weg zum Verbot harmloser politischer Karikaturen. Ist das die Gegend, in die Apple will?
Neben dem offenbar sehr persönlichen Kontrollbedürfnis des Steve Jobs geht es aber auch um Apples Geschäftsmodell. Es setzt Einlasskontrolle voraus und schließt bewusst andere Plattformen für Entwickler aus, wie Jobs‘ Antwort auf die unmittelbar folgende Frage verrät. Ob es denn vielleicht auch Pläne für Flash oder Java gäbe? Seine Antwort war ein knappes Nein.
Abbildung: Matt Buchanan / CC
Bernd Kling und sein „Apple-Problem“
Es gibt Geisterfahrer die brauchen ziemlich lange bis sie merken, daß sie in die falsche Richtung fahren.
Richtig… Die meisten Apple-User checkens wahrscheinlich nie! Allerdings begene ich inzwischen erfreulicherweise immer mehr, die es sehr wohl checken und nach anfänglicher Euphorie wieder auf PC wechseln – hab ich auch so gemacht.
Der Rest der Geisterfahrer soll doch glücklich werden mit einem viel zu teuren Telefon, dass nicht mal als USB-Stick taugt… Nur über ein iTunes, was nie wieder auf meinen Rechner kommt.
Jaja, die Apple-Fanboys und Ihr gezicke bei jedem Applekritischen Bericht.
Es gibt auch blinde Leute, die es nicht wagen hinter die Kulissen zu blicken und alles blind kaufen, hin nehmen und in den Himmel loben. Was hier nun besser ist? Such es Dir aus!
@Peter: Ich gehöre dazu!
Hatte einen G4, wo Apple noch was war, sprich OS9 und IBM Prozessoren. Ich hab die neue Firmenepolitik nicht länger ertragen und bin seit 2 Jahren wieder stolzer und glücklicher Besitzer eines PC’s.
Ich weiß nicht, aber ich tue mich schwer die Argumente zu verstehen.
Grundsätzlich ist der Kauf einer Lösung (HW wie SW) eine Frage des
tatsächlichen Bedarfs. Wenn ich eine 4 köpfige Familie habe und ein
Auto suche, mit dem ich auch in den Urlaub fahre, dann wird ein Polo
wahrscheinlich eine eher schlechte Wahl sein – ohne das dieses Auto
jetzt grundsätzlich schlecht ist ! Apple preferiert nun einmal schon immer
die geschlossene Welt der Applikationen und Lösungen. Das ist Fakt,
warum dieser Punkt immer wieder neu kritisiert wird, das erschließt sich
mir nicht ?! Android ist ein komplett anderer Ansatz, nicht besser oder
schlechter nur anders ! Ich persönlich nutze seit 2 Jahren ein iphone und
lebe sehr gut damit. Aber…. wenn das kommende Model wieder nur diese
rudimentäre Bluetooth Unterstützung bietet, dann wird das 3GS mein
letztes Model sein. Vielleicht schafft es Google bis dahin auch, seinem
Produkt vernünftige „Lebenszeiten“ zu spendieren. Ein Gerät welches
Akkutechnisch nur der „Sonne folgt“, also pro Tag nutzbar ist, finde ich
sehr unpraktisch. Es gibt auf beiden Seiten Vor- und Nachteile.
Noch ein Wort zum Thema „Steigerungsraten“: Das ist wie bei den frühen
Aktienkursen am früheren Neuen Markt: wenn das Niveau klein ist, dann
sprechen alle gerne von den „üppigen“ prozentualen Zuwächsen.
Aber wer ein Produkt schon 80.000.000 verkauft hat, tut sich nun einmal
schwerer um 20-30% zu wachsen, als wenn es nur einige 100.000 sind.