iPad only: Steve Jobs und Rupert Murdoch machen die App(le)-Zeitung

Von am 21. November 2010 2 Kommentare 

Daily iPad-ZeitungDie Tageszeitung ist tot, es lebe die Tageszeitung

Schon Ende dieses Monats wollen Rupert Murdoch und Steve Jobs die digitale „Tageszeitung“ enthüllen, für die sich zusammen engagieren. Sie wurde geheim seit Monaten entwickelt, flüstert es in der Medienbranche, die keine Geheimnisse kennt. Und Apple hilft dabei.

Was sich bisher an Printpublikationen in Form von Apps auf iPhone und iPad verirrte, erfüllte offensichtlich nicht die hochfliegenden Träume der Verleger. Nach euphorischen Erfolgsmeldungen in einer frühen kostenlosen oder Probeabo-Phase wurde es immer wieder erstaunlich ruhig, sobald reguläre Preise für die digitalen Ableger berechnet wurden.

Dazu kam der Unmut der Verleger nicht nur über über den beständigen Anteil von 30 Prozent, den sich Apple auch während fortlaufender Abonnements sichern wollte. Noch mehr gegen den Strich geht ihnen, dass Apple sich als Mittelsmann in den Weg stellt und ihnen die Kundendaten vorenthält. Dazu addierte sich die oft unberechenbare Genehmigungspraxis für den App Store.

Einer setzt jetzt aber ganz auf iPad, zur großen Freude und mit höchst persönlicher Anteilnahme von Steve Jobs. Es ist Medienmogul Rupert Murdoch, der mit seinem weit rechts aufgestellten TV-Sender Fox News zunehmenden Einfluss auf die US-Politik nimmt. Der 79-jährige glaubt an die Wiederauferstehung der Zeitung in digitaler Form und will es noch einmal ernsthaft versuchen.

Nicht am Kiosk und nicht im Web

Diesmal soll es ganz exklusiv für das Apple-Tablet sein, ohne gedruckte Ausgabe und und schon gar nicht im Web zu lesen. Murdoch hatte in einer Studie gelesen, dass Leser auf dem iPad stärker „eintauchen“ in eine Publikation, sich nicht so schnell zu anderen Inhalten locken lassen wie im Web. Sein neues altes Geschäftsmodell basiert daher auf dem iPad als sauber eingezäuntem Garten im Gegensatz zum offenen Web.

Mit einer 100-köpfigen Redaktion geht er in die Vollen. Das abgestellte Personal kommt vor allem aus der Boulevard-Etage. Die leitenden Redakteure wurden von der britischen „Sun“ und der „New York Post“ abgezogen, Boulevardzeitungen mit einem vergleichbaren Ruf und beide schon lange in Murdochs Medienimperium News Corp. arrondiert. Weitere Personalien sprechen dafür, dass Gossip und Videos die Inhalte ebenfalls wesentlich bestimmen. Nicht für diese „Tageszeitung“ vorgesehen sind Auslandskorrespondenten.

Wie der Name verspricht, soll die App-Zeitung täglich erscheinen, trotz des beträchtlichen Aufwands zum Preis von nur 99 US-Cent für ein Wochenabo (rund 4,25 US-Dollar monatlich). Murdoch will offenbar sichergehen, dass es diesmal klappt, nachdem er bislang wenig Erfolg hatte mit seinen Online-Unternehmungen. Den Kauf des sozialen Netzwerks MySpace für 580 Millionen US-Dollar hätte er sich sparen können, es fiel seither hoffnungslos zurück hinter Facebook. Die von News Corp. errichteten Bezahlmauern für das Web sind einträglich beim Wall Street Journal mit seiner zahlungsbereiten Zielgruppe, nicht aber bei der britischen Times.

Steve Jobs, der zuvor die liberale New York Times hofierte, ist Feuer und Flamme für Murdochs neues Projekt, Hilfestellung durch Apple war selbstverständlich. Jobs gilt als „großer Verehrer“ des Medienmoguls, der die iPad-Zeitung voraussichtlich auch öffentlich unterstützt: „Wenn das Projekt angekündigt wird, sollte niemand überrascht sein, wenn Steve Jobs zusammen mit Rupert Murdoch auf der Bühne steht und Daily in der App-Welt begrüßt.“

Abbildung: Apple (Montage: TecZilla)

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Kommentare

2 Stellungnahmen zu “iPad only: Steve Jobs und Rupert Murdoch machen die App(le)-Zeitung”
  1. Hubert Pflumm (hpf) sagt:

    Es ist wirklich traurig, was bei den Verlegern passiert! Die verstehen einfach nicht und haben an den „alten Zöpfen“ zu lange festgehalten!

    Die Zeit hat sich gewandelt – Informationen sind heute für jeden zugänglich, ob aus Blogs oder aus Zeitungen. Ich habe schon lange keine Tageszeitung mehr. Die Informationen, die ich früh morgens und den ganzen Tag über aus dem Internet erhalte, reichen mir.

    Ich habe viele Jahre für einen großen Verlag gearbeitet. Dort war das Hauptthema nicht Innovation sondern Bestandssicherung. Jetzt ist die „Karre im Dreck“ – Verlorene Abonnenten bekommt man in der Regel nicht mehr zurück, wahrscheinlich auch nicht mit dem iPad….

    Die Verlage wollen nicht einsehen dass Ihre Zeit gekommen ist!

    Viele Grüße
    Hubert Pflumm (hpf)
    http://www.pflumm.de

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