Steve Wozniak: So feuert Apple Mitarbeiter
Von Bernd Kling am 26. April 2010
Jetzt spricht Apple-Mitgründer Steve Wozniak: Wenigstens einer hat Mitgefühl mit Gray Powell, der an seinem 27. Geburtstag deutsches Bier trank und einen geheimen iPhone-Prototypen verlor
Solidarisch (und natürlich selbst um ein wenig Aufmerksamkeit bemüht, die er immer gerne genießt) zog er sich ein T-Shirt mit aktueller Aufschrift an: „Ich war mit Gray Powell einen trinken und bekam dafür nur einen lausigen iPhone-Prototypen“. Steckte sich dazu noch ein Bier rein, ließ sich fotografieren und die Bilder in Umlauf bringen.
Hätte der andere Steve, der mit ihm Apple gründete, auch nur ein paar Promille von diesem Humor, stünde Gray Powell bei der kommenden offiziellen Vorstellung des iPhone 4G / HD mit ihm auf der Bühne, begleitet von einer launigen Bemerkung.
Vielleicht ist Powell auch nur noch bei Apple, weil es ihn schützt, dass sein Name um die Welt ging. Und einfach jeder die Geschichte des 27-jährigen Entwicklers nachvollziehen kann, der seinen Geburtstag mit gutem deutschem Bier feiert und darüber eben ein iPhone vergisst.
Vielleicht ist auch das tragische Schicksal eines anderen Prototyp-Verlierers noch zu gut in Erinnerung, einem damals 25-jährigen Mitarbeiter von Apples Auftragshersteller Foxconn. Sun Danyong sprang in den frühen Morgenstunden des 16. Juli 2009 aus der 12. Etage seines Wohngebäudes. Sein Selbstmord erfolgte nach dem Verlust eines iPhone-Prototyps und einem folgenden Verhör durch die Sicherheitsabteilung.
Auch in der kalifornischen Apple-Zentrale in Cupertino wird gewöhnlich nicht lange gefackelt, wenn es um das geht, was Apple unter Sicherheit versteht. Wozniak selbst berichtet von dem Testingenieur, der ihm am Tag der offiziellen iPad-Vorstellung zwei Minuten lang das iPad gezeigt hatte – und es mit seinem Job büßen sollte:
„Ich entschied mich, zwei Minuten mit Numbers auf diesem iPad zu spielen und ein paar Tricks zu probieren, die ich in einem Demovideo auf Apples Website gesehen hatte. Keiner sagte mir, dass es ein 3G-Modell war, und ich konnte es auch nicht wissen. Mir wurde gesagt, dass dieser Ingenieur bis nach Mitternacht warten musste, um es außerhalb von Apples Sicherheitsbereich zeigen zu können. Und ich bin ein Apple-Mitarbeiter, dem er es gezeigt hat. Ich vermute, dass er das iPad aus dem Sicherheitsbereich bringen durfte, es mir aber dennoch nicht zeigen sollte.“
„So it’s no big deal“, bekam Steve Wozniak von seinem einstigen Mitgründer Steve Jobs zu hören, als er mit ihm darüber sprach – der Mitarbeiter wurde dennoch gefeuert.
Dafür reicht aber auch schon weniger, beispielsweise eine Begegnung mit Steve Jobs im Aufzug der Apple-Zentrale. Einem Freund des bekannten Bloggers Robert Scoble widerfuhr dieses Schicksal. Im Aufzug stellte ihm Steve Jobs eine Frage, war mit der Antwort nicht zufrieden und feuerte ihn augenblicklich.
Foto: Janet Wozniak