Tödlicher Segway-Unfall aufgeklärt
Von Bernd Kling am 16. Juli 2011
Ausweichmanöver für einen Spaziergänger
Ausgerechnet der Chef des Herstellers kam am 26. September 2010 ums Leben, während er mit einem „Segway Personal Transporter“ unterwegs war. Er fuhr einen selbstbalancierenden Elektroroller mit zwei nebeneinander angeordneten Rädern, meist im Gleichgewicht durch seine Neigungssensoren, wie er auch für deutsche Straßen zugelassen, aber nur selten zu sichten ist.
Der 62-jährige britische Multimillionär Jimi Heselden, der im Dezember 2009 das Unternehmen Segway Inc. von Erfinder Dean Kamen übernommen hatte, war auf einem eigentlich gut befahrbaren Waldweg unterwegs. Unter damals unklaren Umständen geriet er jedoch über die Klippe und stürzte in den Fluss Wharfe, obwohl er mit Segway X2 eine für den Geländeeinsatz konzipierte Version des Elektrorollers fuhr.
Sein eigenes zuvorkommendes Verhalten wurde ihm zum Verhängnis, besagt das jetzt vorliegende Untersuchungsergebnis. Er wollte einem Spaziergänger den Vortritt lassen und verlor das Gleichgewicht.
Der als allseits beliebter Mäzen beschriebene Heselden, einer frührerer Bergarbeiter, hatte es vor allem mit dem Verkauf militärischer Schutzausrüstung – ursprünglich für zivile Zwecke entwickelt – zu einem Vermögen von geschätzten 166 Millionen Britischen Pfund gebracht. Mit Segway führte er an jenem Abend seinen Labrador aus. Wie es zu dem Unfall kam, erfuhr der Untersuchungsrichter von Jean Christie, einem Spaziergänger, der ebenfalls mit einem Hund unterwegs war.
„Er schwankte und verschwand aus dem Sichtfeld“
Demnach war Jimi Heselden mit seinem Segway X2 an einer erhöhten Stelle angekommen und überlegte offenbar, wie er den steil abfallenden weiteren Weg bewältigen sollte. Zum Unfall soll Heseldens höfliches Verhalten gegenüber dem Fußgänger geführt haben: Um ihn vorbeizulassen, setzte er mit dem Roller ein wenig zurück – geriet in Schwierigkeiten und über die Klippe. Wie der Fußgänger berichtet, der es aus einer Entfernung von etwa 12 – 15 Metern beobachten konnte, begann Heselden zu schwanken und verschwand aus seinem Sichtfeld.
Ein technisches Problem mit dem Segway-Roller konnten die Ermittler nicht feststellen. Die Verletzungen an Brust und Wirbelsäule passten zum Sturz zusammen mit dem Elektroroller. Es gab keine Hinweise auf das Einwirken dritter Personen. Der Untersuchungsrichter entschied daher auf Tod durch Unfall:
„Ich halte für wahrscheinlich – sehe es als typisch für den Menschen, der Jimi war – dass er sich zurückhielt und aus Höflichkeit wartete, um Mr. Christie mehr Platz zu geben. Er versuchte dabei mit dem Segway zurückzusetzen und kam so in Schwierigkeiten.“
Abbildungen: machernucha / CC (Segway X2)