Ubuntu: Unity kommt, die Gnome-Oberfläche geht
Von Bernd Kling am 26. Oktober 2010
Eine für Netbooks entwickelte Bedienoberfläche mit Multitouch übernimmt den Desktop
Lange war die Gnome-Shell unumstößlicher Standard für die Linux-Distribution Ubuntu. Ab der Version 11.04 „Natty Narwhal“, zu erwarten im nächsten April, wird alles anderes mit einem völlig neuen Interface.
Gnome selbst bleibt als Framework erhalten, verschwindet aber unter der neuen Bedienoberfläche, die sich zuerst in der Netbook Edition von Ubuntu 10.10 bewähren durfte. Vorhandene Anwendungen für Gnome wie KDE bleiben ohne jede Anpassung weiterhin lauffähig. Wer den gewohnten Gnome-Look nicht missen will, erhält ihn weiterhin optional. Standardmäßig aber führt die Installation direkt zu Ubuntus Unity.

Ubuntu Unity und die Cloud
Die Entscheidung für das eigene Interface ist zugleich eine harte Absage an die aktuelle Entwicklung des Gnome-Desktops. Die Shell von Gnome bleibe zurück, erklärte Canonical-Gründer Mark Shuttleworth beim Ubuntu Developers‘ Summit in Orlando:
„Wir versuchen die Leute nicht in eine andere Richtung zu bewegen, aber die Shell hinkt in gewisser Weise hinterher. Ich bin nicht sicher, ob sie in dieser oder der nächsten Version soweit sein wird.“
„Ubuntu bleibt eine Gnome-Distribution“
Ubuntu-Hersteller Canonical finde es schwierig, einigen technischen Entscheidungen für die Gnome-Shell zu folgen, betreffend GL-Grafik und 3D. Zugleich hob Shuttleworth aber auf eigene Design-Entscheidungen ab, die Canonical für Netbooks entwickelte und auf den Desktop übertragen wollte, von Gnome aber nicht übernommen wurden.
Laut Shuttleworth wurde Unity bereits für PCs übernommen und kam gut an mit seiner übersichtlichen Oberfläche und dem am linken Rand platzierten Launcher. Auf mobilen Geräten eingeübte Multitouch-Gesten sind ebenfalls anzuwenden, sowohl über einen Touchscreen als auch geeignete Touchpads oder Mäuse.

Ubuntu Unity kann auch Social
Den Ubuntu-Machern war natürlich klar, dass diese Entscheidung nicht unumstritten bleiben würde. Community-Manager Jono Bacon hob daher zugleich die Treue zu Gnome hervor: „Ich möchte etwas ganz klar sagen: Ubuntu ist eine Gnome-Distribution, wir liefern den Gnome-Stack aus, wir werden weiterhin Gnome-Anwendungen liefern, und wir optimieren Gnome für Ubuntu. Der einzige Unterschied besteht in Unity als einer unterschiedlichen Shell für Gnome, während wir zugleich in den Ubuntu-Archiven die aktuelle Entwicklung der Gnome-Shell unterstützen.“
Screenshots: Ubuntu