Warum ein Google Phone?

Von am 18. Dezember 2009 2 Kommentare 

Nexus OneNexus One als eigenständiges „Google Phone“ macht die Mobilfunkbranche hektisch. Google scheint den Direktvertrieb unter der eigenen Marke zu wagen. Warum dieses riskante Manöver?

In ganz frühen Gerüchten hieß es noch „gPhone“ und sollte sich schließlich als das von Google geförderte Android-OS erweisen. Ein als Open Source veröffentlichtes Betriebssystem, kostenlos und frei verfügbar für jeden Hersteller. Mit ein paar Einschränkungen, denn es gibt offenbar verschiedene Lizenzen für Android, die eine unterschiedliche Präsenz von Google bedeuten. Diese Android-Varianten wurden hier näher beschrieben.

Geleakte Fotos und Informationen über Nexus One häufen sich, das „echte“ Google Phone. Nachdem sie sich von ihrer Überraschung erholt haben, machen sich die ersten Analysten einen Kopf und gehen dabei offenbar von bestätigten Vermarktungsplänen für Googles eigenes Android-Smartphone aus. Zwar haben sie nicht wie immer alles schon vorher gewusst, aber sie können uns natürlich mühelos erklären, was das alles bedeutet.

Milliardenfehler?

Riskant, sagen sie überwiegend. Google begibt sich in ein Geschäft mit niedrigen Margen und hat außerdem nur wenig Erfahrung damit. Hardware setzt hohe Investitionen voraus, die ohnehin schmalen Gewinnspannen kommen unter ständig höheren Druck. Viel größer und leichter mitzunehmen sind die Gewinne in der Software-Entwicklung. Google, bleib bei deinem Leisten.

Nexus One Hand 2„Ich glaube, am Ende wäre es ein großer Fehler“, bringt es Frank Dickson von In-Stat auf den Punkt. John Jackson von CCS Insight beschwört Milliardenverluste: „Google riskiert einen Milliardenfehler mit einem Ausflug in eine Hardwarebranche, die chronisch unter niedrigen Margen leidet.“

Andere sehen vor allem als Problem an, dass Google die Herstellungspartner verärgern könnte, die engagiert auf das von Google geförderte Android-OS setzten.

Tatsächlich macht Samsung bereits Absetzbewegungen und scheint mit Bada stärker auf ein eigenes, ebenfalls Linux-basiertes Betriebssystem setzen zu wollen. Samsung fördert App-Entwickler für das neue Handy-Betriebssystem mit millionenschweren Preisgeldern. Bei der Vorstellung von Bada tat ein Samsung-Manager Android als „zu teuer und zu schwierig zu nutzen“ ab.

Das Iphone überholen

Andere wie der britische Hersteller INQ, der ebenfalls auf Android setzt, sehen es gelassener. CEO Frank Meehan: „Ich kann verstehen, dass Google der Welt exemplarisch Android vorführen will. Wenn es hilft, Android den Verbrauchern nahe zu bringen, dann ist das gut für uns, wenn wir anschließend starten.“ Mike Rayfield, General Manager bei Nvidia, springt bei: „Wir glauben an Android, wir werden weiter darin investieren.“

Engagiert sich Google nur selbst mit einem Android-Gerät, das locker am Iphone vorbeizieht, um die übrigen Hersteller zu noch besseren Produkten zu motivieren? So etwa erklärt es sich Kevin Burden, ein Analyst von ABI Research: „Das könnte Googles Versuch sein, Motorola und andere zu bewegen, ihre Roadmaps für Android-Handys zu beschleunigen.“

„Google braucht das eigene Handy“

Das erscheint so plausibel wie die Vermutung von Tim Beyers bei Motley Fool, dass Google vor allem eine Strategie gegen die Mobilfunkbetreiber fährt und aus genau diesem Grund das eigene Google Phone und den Direktvertrieb benötigt. Google könne und wolle keine Gatekeeper-Rolle akzeptieren, weder von einzelnen Herstellern noch von Netzbetreibern, die über Anwendungen oder beispielsweise Modemfunktionen bestimmen wollen, wie es sich beispielsweise AT&T bei Apples Iphone einfallen ließ:

„Das ist ein Problem. Big G prosperiert durch die unbehinderte Nutzung seiner Dienste, denn auf diese Weise wird seine Werbemaschine smarter. Google benötigt sein eigenes Handy. Nicht weil die anderen Hersteller als Bedrohung zu sehen sind, sondern weil es sich nicht leisten kann, von den Netzbetreibern abhängig zu sein.“

(bk)

Zum Thema bei TecZilla:

Neues vom Google Phone

Nexus One: Und das Google Phone kommt doch

Apple und Google auf der Startup-Jagd

Zum Thema im Web:

Motley Fool

Business Week

Eweek.com

Wall Street Journal

Screenshots: MyDriver / BGR

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Kommentare

2 Stellungnahmen zu “Warum ein Google Phone?”
  1. Anonymous sagt:

    Da sind sich die Analzysten ja mal wieder mehr als einig… lol

    1.) Google könnte sich einen Milliarden-Fehler mehr als leisten
    2.) Komisch, Apple macht mit dem iPhone gute Gewinne. Google ist m.E. noch bekannter + ein gutes Gerät, welches zudem noch sehr viel unbeschränkter ist, als die Konkurrenz – Warum sollte das nicht auch funktionieren?
    3.) Wenn Google damit erfolgreich wird, wird dies andere Hersteller eher dazu bewegen auf den Zug aufzuspringen und noch stärker auf Android zu setzen, als sich davon abzuwenden.

    => Fazit: Kurzfristig braucht Google das gPhone zwar nicht unbedingt, da diese Firma mit der Werbung sehr gut verdient und das gPhone wohl kaum die Bilanz stark beeinflussen wird. Trotzdem macht diese Strategie sehr viel Sinn. Google positioniert sich damit besser gegenüber M$ (die das ZunePhone nicht hinbekommen haben – trotz Danger-Aufkaufs) und auch Apple.
    Langfristig will Google mit Handy-Werbung noch viel mehr verdienen – allerdings wollen die Mobilfunker dieses Stück vom Kuchen lieber gern für sich selbst beanspruchen. Google würde sicherlich am Liebsten sein eigenes Mobilfunknetz aufbauen (was aber reichlich teuer kommen dürfte)… mit dem gPhone hat man zumindest schon mal die Kontrolle über die Hardware, welche sich bei den Mobilfunkern in die Funktürme einloggt. Sollte das gPhone ählich beliebt werden, wie das iPhone, dann kann Goolge sicherlich eine Forderungen stellen, damit die Mobilfunker das Gerät überhaupt zu Verträgen anbieten dürfen.

  2. juelu sagt:

    Bei uns im Forum wird auch über diesen sehr spannenden und exzellent geschriebenen Artikel diskutiert: http://www.pocketpc.ch/nexus-one/72802-warum-macht-google-ein-google-phone-aka-nexus-one.html