Was geht mit einem Android-Tablet für 99 Dollar?

Von am 26. November 2010  

Android-Tablet für 99 US-DollarÜberraschend vielseitig nutzbar

Tablets zum Niedrigpreis tauchen in Drogerie- und Elektromärkten auf und verschwinden ebenso schnell wieder. Gerne gehen sie auch mit mehrjährigen Laufzeitverträgen über den Tisch. Als Tablet-PC schaffen sie es, selbst niedrigst geschraubte Erwartungen zu enttäuschen.

Möglich macht es Googles freies Betriebssystem Android, das als Open Source jedem Hersteller offensteht. Darunter eben auch solchen, die es auf eine Hardware spielen, die einfach nicht mit dem Betriebssystem harmoniert. Eine Tablette dieser Art tauchte bei Walgreens auf, einer US-amerikanischen Kette von Discount-Apotheken. Mit 99 US-Dollar zu einem Schleuderpreis, den wir zumindest hier nicht als Apothekenpreis bezeichnen würden.

„Qualvoll zu nutzen“

Das Produkt heißt Maylong M-150 und wird vom Hersteller beworben als das Tablet im Markt, das über die meisten Features und den günstigsten Preis verfügt. Ars Technica nahm sich das Objekt für einen richtig ernsthaften Test vor und kam zu einem selten vernichtenden Urteil mit der rhetorischen Frage: Ist es das schlechteste Gadget der Welt?

Gut, auf dem Papier sahen die Daten noch ganz erträglich aus: 7-Zoll-Display mit 800 x 480 Pixeln, wenn auch nur resistiv, Prozessor mit 400 oder 533 MHz (etwas unklar), 256 MB RAM, 2 GB integrierter Speicher, WLAN, aber keine UMTS-Unterstützung. Dazu Android in der prähistorischen Version 1.6 – aber was will man schon verlangen für einen 100-Dollar-Schein?

Das Handbuch empfahl absurderweise, den mitgelieferten Bedienstift (locker durch die Packung wirbelnd) für eine bessere Touch-Erfahrung zu nutzen. Im Test war aber offenbar schwer zu erraten, ob eine Eingabe überhaupt ankam, da jegliche Rückmeldungen mit mehr oder weniger großer Verzögerung erfolgten. Einfachste Aufgaben zogen sich endlose Minuten hin. Aus einem reduzierten App Market installierte Anwendungen waren nie richtig zum Laufen zu bringen. Sie konnten in aller Regel nicht auf die WLAN-Verbindung zugreifen, auch die vorinstallierte E-Mail-Anwendung nicht.

Als K.O.-Kriterium erwies sich schließlich die nicht austauschbare Batterie, die bestenfalls für eine Nutzung von einer Stunde oder weniger reichte. Selbst im Standby-Modus, ohne jegliche Nutzung, hielt sie nach voller Ladung nur für etwa 2 – 3 Stunden.

„Nicht kaufen“, lautet schließlich die klare Empfehlung. Auch bei größter finanzieller Anspannung und unstillbarem Verlangen nach einem Tablet möge man lieber genug ansparen, um etwas Respektableres kaufen zu können: „Tatsächlich ist es so qualvoll, das M-150 zu nutzen, dass man es kaum jemals einsetzen möchte (und gar nicht erst zu erwähnen, dass es sich so billig wie wacklig anfühlt und kaum länger durchhält als ein betrunkener Burschenschaftler im Bett). Warum sollte man sich das antun?“

Frisbeescheibe, Türstopper oder Gürtelschnalle?

Ein Blog der Elektronikmarkt-Kette Best Buy nahm den Tablet-Verriss mit größter Schadenfreude zur Kenntnis. Und legte nach mit vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten, für die das Tablet immer noch gut sei.

Zufällig war gerade ein solches Tablet zur Hand, um einige davon mit überzeugenden Fotos zu dokumentieren. M-150 durfte sich bewähren als Untersetzer für die Kaffeetasse, als Schneidbrett, Schreibunterlage, Türstopper, Lesezeichen und vieles mehr – bis hin zur Stütze für ein Apple iPad.

Abbildung: Best Buy

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