Was steckt wirklich in Nvidias Geforce GTS 250?
Von Bernd Kling am 25. Februar 2009
Neue harte Vorwürfe von Charlie Demerjian, dem großen Nvidia-Entzauberer vom britischen Inquirer: Die neue Grafikkarte Geforce GTS 250 ist nur ein teurer alter Hut, die Testmuster sind getürkt.
Kern der Vorwürfe ist, dass die neue Grafikkarte GTS 250 gar keine Neuheit ist, auch wenn Nvidia sie zur Cebit demnächst als den absoluten neuen Heuler präsentieren will. Sie basiere vielmehr auf dem Grafikchip G92b aus der Fertigung in 55 nm Strukturbreite, längst bekannt aus Nvidias Produktpalette. Es handle sich also um eine umverpackte und neu gelabelte Version dessen, was wir als 8800 GT, 9800 GT 9800 GTX, 9800 GTX+ und so ähnlich kennen. Die neuen Chips kommen in 55 nm wie die alten, die Taktraten sind unverändert, nichts aus der Benutzerperspektive hat sich verändert. Sie kommen nur eben mit einer neuen Bezeichnung und natürlich zu einem neuen (ja, natürlich höheren) Preis.
Richtig unmoralisch aber findet Charlie, wie Nvidia diesen alten Trick mit Täuschungsmanövern auch gegenüber gestandenen Hardwaretestern zu verschleiern versuche. Erstmal erhielten die ehrlichen Tester von HardOCP kein Testexemplar, weil sie es gewagt hatten, ein paar aufrichtige Sätze über Nvidia zu schreiben. Sie revanchierten sich, indem sie ihre Sicht der Dinge noch deutlicher kundtaten und sie gleich noch mit Nvidias fallenden Aktienkursen illustrierten. Eigentor, Nvidia.
Nvidia habe zweitens dafür gesorgt, dass sich auch die OEM-Hersteller der Grafikkarten an die schwarze Liste für kritische Tester halten und sie nicht etwa bemustern. Und drittens zwinge Nvidia die eigenen Herstellungspartner, speziell präparierte Karten mit besseren technischen Werten an die anderen Tester zu schicken. „Absichtlich unlauter“ nennt Demerjian das, denn diese Karten entsprächen nicht denen, die später bei den Verbrauchern ankommen, und selbst die Tester würden darüber im Unklaren gelassen.
Leider, leider behielt Charlie Demerjian bis jetzt mit fast all seinen Enthüllungen recht, ob es um Microsoft, AMD oder Nvidia ging. Für einen seiner legendären Beiträge ließ er es sich nicht nehmen, ein Macbook Pro zu zerlegen und den verbauten Grafikchip von Nvidia zu zersägen, um mit dem Elektronenmikroskop problematischen Materialverbindungen auf die Spur zu kommen.
Den „letzten großen Enthüller und Aufdecker des alten Inquirer“ nennt ihn zurecht Fritz Effenberger, Gründungsredakteur des deutschen Inquirer, bei 11k2. Diese Geschichte des britischen Inquirer fiel ihm übrigens schon gestern auf. Bis jetzt aber offenbar nicht dem verbliebenen Fähnlein der Aufrechten beim deutschen Inquirer (gibt’s auch noch).
(bk)
Abbildung: Blammermouth / GNU (Geforce 8800 GT ohne Abdeckung)