Wegen Street View: Razzia bei Google in Südkorea
Von Bernd Kling am 10. August 2010
Eine in Deutschland ausgelöste Hysterie zieht weltweite Kreise
Es geht noch immer um die versehentlichen Mitschnitte von Datenschnipseln aus offenen WLANs, obwohl die Google-Mobile eigentlich nur Kenndaten zur Ortsbestimmung erfassen sollten. Hamburger Datenschutzbeamte und ein grüner Justizsenator schlugen lautstark Alarm, schrill begleitet von einer für Landwirtschaft und Verbraucherschutz zuständigen Bundesministerin.
Es löste ähnliche Effekte in europäischen Ländern, in den USA und bis down under in Australien aus. In Großbritannien nahm sich das Information Commissioner’s Office (ICO) hochoffiziell der Angelegenheit an und untersuchte sie. Mit dem ernüchternden Ergebnis, dass viel Rauch war, aber kein Feuer: „Die untersuchten Beispiele haben uns bislang zur Genüge gezeigt, dass es unwahrscheinlich ist, dass Google bedeutsame Mengen persönlicher Daten eingefangen haben könnte.“
Es gebe keinerlei Hinweise darauf, dass von Google aufgefangene Daten für Betroffene Nachteile brachten oder bringen könnten. Google habe einen Fehler begangen, aber eben bei weitem nicht so folgenschwer wie vielfach angenommen.
Freispruch in Großbritannien, Razzia in Korea
Damit könnte das weitgehend geklärt sein, aber die Obrigkeit waltet ihrer hoheitlichen Aufgaben eben mehr oder weniger schwerfällig. Die deutsche wird noch eine Zeitlang mit der Affäre beschäftigt sein, vermutlich sogar über die Einführung von Google Street View in deutschen Landen hinaus, die Google inzwischen offiziell noch für dieses Jahr ankündigte.
Südkorea aber gibt den Spätzünder und schlug eben erst los. Dafür kam dann aber auch gleich das Cyber Terror Response Center der koreanischen Nationalpolizei zum Einsatz. Die Cyberterror-Spezialisten durchsuchten die Geschäftsräume von Google Korea und nahmen Beschlagnahmungen vor. Sie begründeten es mit dem Verdacht, Google könnte Koreas Gesetze über Kommunikation und Datenschutz verletzt haben:
„Wir werden gegen die Mitarbeiter Googles ermitteln und die heute beschlagnahmten Daten untersuchen. Wir wollen herausfinden, welche Art von Daten sie gesammelt haben und wieviele. Unsere Absicht ist es, alle Originaldaten aufzufinden, die illegal gesammelt und gespeichert wurden aus lokalen WLAN-Netzen durch die Google-Zentrale.“
Abbildung: Doob: Google unterwegs / Some rights reserved / Quelle: www.piqs.de