Wie man Energie (nicht) spart
Von Bernd Kling am 19. August 2010 1 Kommentar
Effizienz statt Verzicht – eine Studie will Umweltmythen demontieren
US-Amerikaner haben keine blasse Ahnung, wie das mit dem Energiesparen geht. Am schlimmsten sind diejenigen, die sich einbilden, sich besonders umweltschonend zu verhalten. Das behauptet eine Studie, die Forscher vom Earth Institute der Columbia University durchführten.
Die entscheidenden Fehleinschätzungen lagen im Bereich eigener kleiner Verhaltensänderungen, die weit überschätzt wurden. Als wirksamste Methode für das Energiesparen sahen19,6 Prozent der 505 Befragten, das Licht abzuschalten beim Verlassen des Zimmers. Es folgten, weniger mit dem Auto zu fahren oder das Thermostat niedriger einzustellen. Was letztlich weit mehr Energie spart – eine bessere Hausisolierung, die Entscheidung für ein verbrauchsgünstigeres Fahrzeug oder sparsamere Leuchtmittel – wurden hingegen als weit weniger wirksam eingeschätzt.
Verzicht scheint den meisten immer noch mehr im Sinne der Umwelt zu gelten, als sich informiert um bessere Energieeffizienz zu kümmern. Schlussfolgerung der Studie: „Die Besorgnis um die Umwelt ist bei vielen nicht ausgeprägt genug im Vergleich zu anderen Besorgnissen, um sie zu motivieren, mehr über Energieeinsparung in Erfahrung zu bringen.“
Schön gesagt, aber genau das gilt offenbar auch für die Verfasser der Studie selbst. Sie unterstellten, das Trocknen der Wäsche auf der Leine statt im Wäschetrockner spare weit weniger Energie, als eine Waschmaschine mit geringerer Temperatur laufen zu lassen. Wer dennoch das Trocknen auf der Leine für besser hielt, dem hielten sie sogar eine falsche Einschätzung vor.
Ganz falsch, sagt Charles Komanoff vom Umweltportal Grist.com. Er rechnete nach und widerlegte die falsche Voraussetzung mit amtlichen Zahlen der US-Energiebehörde. Die Verfasser der Studie mögen mit ihrer grundsätzlichen Aussage Recht haben. Doch statt als echte Mythbuster aufzuklären, brachten sie offenbar einen neuen falschen Umwelt-Mythos in Umlauf. Er tauchte unkorrigiert in zahlreichen internationalen Berichten auf, darunter in der New York Times, und wird kaum wieder aus der Welt zu schaffen sein.
Abbildung: Muffet / CC
Eigentlich schockierend und auch wieder nicht, dass die Amerikaner einfach mal keine Ahnung haben ist ja nicht so neu. Das es aber zu solch gravierenden Fehleinschätzungen kommt hätte ich nicht gedacht. Wie auch immer die Studie nun im Detail korrekt oder nicht ist, sei dahin gestellt. Aber der Verbrauch wird dadurch in den USA sicher nicht sinken. Da möchte man fast einen eigenen Stromanbieter auf den Markt bringen und dort ein wenig die Preise ausnutzen. Naja bleibt es eben doch dabei, dass nur wir deutschen wirklich sparen. Fröhlich geht die Welt zu Grunde.